Wer wohnt in einer Ananas ganz tief im Meer?

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Alles klar Kinder?
Geht das nicht lauter?

Am Anfang bist du leer
Leicht nicht schwer, klein nicht groß
Du bist nicht verknöchert, sondern weich und gelöchert
Du treibst wie ein Floß auf dem Wasser
Deine Eingeweide werden immer nasser
Wenn Quellen dich vollquellen 
Wird die Leere zu Meere, 
Die tosen und brausen, 
Die dir nur erlauben
Dich voll und ganz mit ihnen aufzusaugen
Du wirst breiter, die Löcher weiter
Das klein wird zu groß, leer zu voll und leicht zu schwer
Während all dem wirst du für andere den Weg wischen, dich selbst wegwischen
Sodass der Weg rein und geputzt ist
Und du nach dem Auswringen klein und verschmutzt bist
Es ist ein nie endendes Rein und Rausströmen
Ein ewiger Zyklus, der niemals ruht
Hör es in deine Ohren dröhnen,
Den Rhythmus von Ebbe und Flut

Wer wohnt in einer Ananas ganz tief im Meer

Es ist der kleine Schwamm, der einst in die große Welt hinausschwamm
Der Durst nach Wissen
Ließ ihn seine Flaggen hissen
Bei dem Antwort-Suchen
War er in Menschenduschen,
Spülte in Spülen
Und ließ sich in Schulen schulen
In der tiefsten Meeressee suchte er nach der Idee, nach dem Lebenselixier
Und Neugier wurde zu neuer Gier

„Eine Ewigkeit später…“

War der Schwamm so voll mit voller Wissen
Dass er fast ertrank, immer weiter sank
Bis er sich auf einem Korallenkissen wiederfand
So kam der Treibende an das Treib Ende 
Doch seine einzige Erkenntnis
War, dass Wissenschaft, Wissen macht und Wissen Macht ist
Er wusste auch: es gibt eine Stadt, die den geschmacklosen Namen Bikinihosen hat
Er war nun auch Menschenkenner
Und wusste der Name stammt von weißen cis hetero Männern
Doch sein Nicht-Wissen machte ihn innerlich zerrissen
Sodass er sich ganz voll und nass, verkroch in einer Ananas
Dort machte der Schwamm den Fernseher an
und sah sich selbst im Fernsehprogramm

Saustark und gelb und porös, und zwar sehr

Ihr wollt doch bestimmt ein Autogramm?
Denn ich bin der kleine Schwamm
Es ist wahr, ich bin euer Fernsehstar
Ich bin der Spülschwamm, der die Herzen eines Millionen Publikums gewann
Ich bin das Recyclingidyll, dass du zusammenknüllst und in den Müll wirfst
Ich bin das tote Meerestier, dass du jeden Tag verlierst
Aber als Schwamm bin ich saustark
Das war nur ein Spaß heut ist Gegenteiltag, ich bin wohl eher saugstark
Ihr könnt mir nicht das Wasser reichen, denn ich bin voll davon
Weil ich mit jedem Herzklopfen
Bis zum letzten Tropfen, dich in mir aufsauge
Es treibt mir das Wasser in die Augen
Und fühl, wie sich die Luft zum Ende neigt,
Wie das Wasser weiter steigt
Das Meer ist meine Bettdecke
Fährt ein Auto um die Ecke, bin ich ein Schluck Wasser in der Kurve
Nehme ich zu viel von dir dann gehe ich unter, ziehe mich selbst runter
Denn du bist meine größte Schwäche
Und wenn ich dir alles von mir gebe, dann lebe ich leer an der Meeresoberfläche
Ich weiß nicht mehr, wo die Wende ist zwischen meinem Anfang und deinem Ende
Wo ist die Grenze, wo sind die Wände?
Wo bin ich, wenn ich alles von mir gebe und alles übernehme
Ich brauche einen Kompass oder eine magische Miesmuschel, um mich zu leiten
Ich lasse andere für mich entscheiden
Ich bin Wahrsagerin, ich kann dir die Zukunft vorhersagen
Weiß meine Antwort auf all deine Fragen, weiß was passiert
Denn ich bin die Ja-Sagerin, die vergessen hat, dass auch ein Nein als Antwort existiert

Wenn der Sinn nach pazifischem Blödsinn euch steht
Dann schwingt euch an Deck und kommt ja nicht zu spät!

Wir sind alle Schwämme
Wir sind nah am Wasser gebaut
Uns wurde eine Welt anvertraut
Wo wir in der Klemme sind
In überschwemmten Dämmen, wo die Hoffnung sinkt
Spiegelt sich der ansteigende Meeresspiegel drin
Wir müssen uns dem Wasserschwall ergeben
Das Wasser steht uns bis zum Hals 
Schwamm drüber, das werden wir schon überleben
Wir sind die Gen Z, ohne Plan A und ohne Planet B
Aber hoffnungsvoll glauben wir immer noch an das Alphabet
Dass das Wort verändert, Handlung bewegt und dass Wissen weiterlebt
Ich bin bereit, wir sind bereit, für alles, was kommen mag
Das war nur ein Spaß heut ist doch Gegenteiltag
Wir sind nicht bereit
Denn die Zeit rennt, wir rennen nicht mit, sondern hetzen hinterher
Im Meer von Terminen und dem Druck, Geld zu verdienen
Fühlen wir uns alle so furchtbar leer
Doch im Wasser spüren wir die Schwerelosigkeit
Die uns Fantasie verleiht, sodass das Innerste, was uns zusammenhält, zerfällt
Wenn wir tausend andere Leben leben, nur nicht in unser eigenen Welt
Einst verkrochen wir uns, ließen uns von andern einhüllen
Doch ließ sich das Loch in uns davon immer noch nicht ausfüllen
Denn wir sind halbleer und halbvoll
Hier drin ist nichts, nur die Phantomschmerzen
Unsere Zukunft ist schwammig
Es ist schlammig in unserem Schwammherzen

Und jetzt alle:

Unser kleiner Schwamm kam nicht zur Erkenntnis
Weil jedes Wissen von zweiter, dritter oder tausendster Hand ist
Wir sind die voreingenommenen Nachkommen, haben alles übernommen
Ihr hört die Überschrift und schon erscheint ein gedanklicher Stift
Malt ein Bild, dass sich die Realität als Spiegelbild vorhalten will
Doch ihr wisst eigentlich nur, was hier geschrieben steht
Wenn euer Verlieben in Illusionen endlich vergeht
Denn welches Wissen sie uns auch gaben,
sollten wir immer hinterfragen, selbst erfahren
Du fragst: wer wohnt in einer Ananas ganz tief im Meer
Ich nicht mehr, ich lebe wie Diogenes in einem Fass
Und abgesehen davon leben Schwämme auch gar nicht in einer Ananas
Ich bin nicht perfekt, bin hier drin verletzt, genauso durchlöchert wie mein Text
Und ja jetzt fühle ich mich leer
Weil ich den Menschen immer alles gebe was ich kann
Und zurück bleibt nur ein kleiner Schwamm
Doch manchmal ist es gut, Wasser zu weinen und seine Gefühle in die Welt zu brüllen
Und manchmal ist es gut, dass ihr danach leer seid
Die Menschen, die voll sind, tun mir leid
Sie haben keinen Platz mehr, um auszufüllen
Wir Schwämme stemmen jeden Tag viel zu schwere Stämme
Müssen Verantwortung übernehmen, alles geben,
wo andere nicht einmal das Problem sehen
Zusammen bauen wir Dämme, die eindämmen oder überschwemmen
Für die Leere in uns und die zu vollen Meere
Doch vergesst euch dabei selbst nicht
Denn das Aufnehmen und Abgeben, des Lebens ständige Prozedur
Wird nur ermöglicht, durch eure eigene innerste Struktur

Spongebob Schwammkopf, Spongebob Schwammkopf, Spongebob Schwammkopf, Spongebob Schwammkopf