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Diese blöde Sache mit dem Body Image

Was ist das Body Image?

Laut Definition des Merriam-Webster bedeutet es nicht mehr, als die eigene Einstufung seiner physischen Attraktivität gemessen an gesellschaftlichen Standards und den Reaktionen anderer auf das eigene Aussehen. 

Aber warum messen wir uns an den Standards anderer? Eine Erklärung dafür findet man in der Soziologie und Anthropologie. 

Laut dem Philosophen und Anthropologen Arnold Gehlen ist der Mensch ein sogenanntes Mängelwesen. Das bedeutet, dass er nicht besonders gut an seine natürliche Umwelt angepasst ist. Um zu überleben, schuf der Mensch also die Kultur. Eine Art “zweite Natur”, wenn man so will. Im Laufe dieser Entwicklung prägten sich verschiedene Idealbilder des Menschen. Früher waren korpulente Menschen die attraktiven, heute sind es – Zitat Papa: “die Hungerhaken”.

Aber warum vergleichen wir uns überhaupt mit Anderen?

In der Soziologie sagt man, dass Menschen auf Institutionen angewiesen sind. Laut Gehlen dienen sie dem Menschen als Instinktersatz. Institutionen sind hier unter anderem die Eltern, die Bildungseinrichtungen und das direkte aber auch indirekte Umfeld, wie beispielsweise Vorbilder oder Ikonen. Diese Institutionen leuchten uns den dunklen Pfad, der uns Mängelwesen zeigt, wie man ein Mensch zu sein hat. Sie vermitteln Werte, Moral und Normen und die Fähigkeit zur Assoziation. Ein Mensch mit Messer in der Küche ist kein Problem. Ein Mensch mit Messer in der Einkaufsstraße sollte dich schon eher tangieren. Das bedeutet dementsprechend auch, dass zum Beispiel durch Vorbilder aus der Gesellschaft oder Aussagen, wie: „Iss das nicht, sonst wirst du dick”, Body Images und Verhaltensmuster gebildet werden.

Also könnte man behaupten, dass  die Dinge, die wir als vermeintlich schön oder attraktiv empfinden, vielleicht gar nicht unsere individuelle Vorliebe ist?

Dadurch, dass wir als Menschen so sehr von Institutionen abhängen, kann es tatsächlich sein, dass wir bestimmte Meinungen verinnerlicht haben, von denen wir denken, dass das unsere eigene Meinung ist. Dem ist sehr wahrscheinlich nicht so. Unter der Voraussetzung, dass der Mensch ein Mängelwesen ist, welches von Institutionen abhängig ist, könnte man sogar behaupten, dass uns gewisse Meinungen auferlegt und nicht als Vorschläge unterbreitet werden. Ein Perfektes Beispiel sind Trends, die man erst etwas komisch findet, auf die man dann eine Woche später jedoch selbst aufspringt.  

Schlagzeilen der Boulevardpresse, wie: „Schock! So sieht Hollywood Star XY ungeschminkt wirklich aus!” zeigen jedoch auch, wie gehasst der „perfekte Mensch” eigentlich ist. Dauerhaft sucht man nach Rissen in der perfekten Fassade bei den Personen, die dem Ebenbild der Perfektion am nächsten sind. 

Der paradoxe Teufelskreis schließt sich. Das, was perfekt ist, wird von allen gehasst, weil es keiner haben kann. Wie entflieht man nun diesem Kreislauf?

Ich nenne es immer die Emanzipation des Individuums. Jeder Mensch bringt Unmengen an Besonderheiten und ein riesiges Maß an Individualität mit sich. Kennt ihr diese Leute, die nicht dem gesellschaftlichen Schönheitsideal entsprechen, die einen aber einfach nur umhauen? Menschen die strotzen vor gesundem Selbstbewusstsein, die in einen Raum kommen und alle Blicke auf sich ziehen, die eine erfassende Aura und ein unfassbares Charisma haben? Sie ziehen die Aufmerksam auf sich, ohne dass sich jemand dabei unwohl fühlt. Sie haben sich selbst, ihren Charakter, ihr Temperament und ihre Vorlieben fürs Leben klar definiert und leben das  offen aus. Sie wirken so, als ob sie nichts in ihrem Kurs. Wie egal das doch ist, dass sie nicht diesem Ideal entsprechen. 

Und wenn man einen Moment darüber nachdenkt, merkt man, dass manche Institutionen über ihre Funktion des Instinktersatzes hinausgehen. Manche davon sollten wir vielleicht nicht mehr so ernst nehmen, wie wir es manchmal tun. Manche davon dienen uns nämlich nicht mehr als Stütze zur Orientierung. Manche schränken uns eher ein, als dass sie Halt geben. Manche von ihnen verhindern, dass viele Menschen nicht die Möglichkeit haben, nach außen hin zu präsentieren, was sie sind und was sie ausmacht.

Macht es nicht für Andere, macht es für euch.

J.