Der Konflikt der wahrscheinlich unterschiedlichsten Generationen

Jetzt mal Hand aufs Herz.

Wie oft haben wir schon mit unseren Eltern oder Babyboomern hitzige Diskussionen über den Klimawandel, E-Autos, die Energiewende oder Massentierhaltung geführt?

Schüler:innen, die ihr Grundrecht zur Demonstrationsfreiheit wahrnehmen, werden aufgefordert, dies zu unterlassen und die Schulpflicht zu schützen. Sie wissen ja nicht wie die Welt wirklich funktioniere. Ganz Unrecht haben sie nicht, nur wessen Welt ist es, die wir nicht verstehen? 

Die Nachkriegsgeneration wurde groß in einer der schwersten Zeiten, die in Deutschland jemals durchlebt wurden. Eine Zeit, die eine verehrende wirtschaftliche Rezession, eine grundlegende politische Umstrukturierung, die Spaltung in Ost und West und Jahre des Mangels und Wiederaufbaus mit sich brachte. 

Die Menschen, die in dieser Zeit aufgewachsen sind, erziehen nun uns. Wir sind eine Generation, die im Überfluss lebt. Ein Großteil von uns muss sich nicht um Notwendigkeit sorgen. 

In den westlichen Ländern ist unser Lebensstil auf Genuss, Erlebnis und Vergnügung ausgelegt, vor einigen Jahrzehnten auf Wiederaufbau und Überleben. 

Der Jugend ging es noch nie so gut.Uns mangelt es an nichts. Bildung, Gesundheit und Nahrung ist zwar nicht für alle, aber doch für viele eine Selbstverständlichkeit und kein Privileg. Dieser Zustand schürt ungemein ein gewisses Konfliktpotenzial.

Jedoch frage ich mich: War dieser Zustand, in dem wir jetzt leben, damals nicht von vornherein das Ziel? Frieden und kein Mangel für uns? Könnten wir nicht froh sein es geschafft zu haben? Warum werden wir dafür beschuldigt dies voll und ganz auszunutzen? Hätten die Boomer es damals nicht auch getan?

Der Grund dafür liegt woanders. 

Ich erlaube mir mal ein kleines Gedankenexperiment mit dir. Stell dir Eines bitte vor: Wir schreiben das Jahr 2056. Du bist zwischen 40 und 60 Jahre alt. 

In dieser Zeit sind die iPhones noch flacher und glänzender geworden, die Autos leichter und schneller. Außer, dass alles ein wenig mehr nach Star Trek aussieht, ist jedoch nicht viel anders als heute.Auf einmal rollt eine Welle an neuer Technologie über dich. Autos fliegen nun und fahren nicht mehr. Alexa steuert alle „Autos”, man muss sich bloß reinsetzen und sagen, wohin man möchte. Handys verschwinden. Zum Telefonieren wählt man in Gedanken eine Nummer, drückt sich zum Anrufen auf die rechte Augenbraue, hört die Stimme des Angerufenen in der Handfläche und spricht auf selber Seite in den Mittelhandknochen, um dem Freund zu erzählen, wieso man angerufen hat.

Diese überspitzte Visualisierung soll dir zeigen, wie sich die Nachkriegsgeneration in den letzten 25 Jahren etwa gefühlt haben muss. 

Die Art und Weise wie wir kommunizieren, wie wir arbeiten und wie wir nicht mehr arbeiten und nicht mehr kommunizieren, hat sich grundlegend verändert. Das muss man erst einmal alles verinnerlichen können.

Wir sollten bei der nächsten angespitzten Debatte mit unseren Eltern ein wenig mehr reflektieren und abwägen, welche Prägung und Erziehung möglicherweise diese Gemütszustände hervorrufen könnten.

Louis Pasteur sagte einst: „Veränderungen begünstigen nur, den der darauf vorbereitet ist”.

Auf ein besseres Miteinander.

J.