Keine Kohle für die Kohle – finanziert unsere Bank die Klimakrise?

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“What do we want?”

“Climate Justice!”

“When do we want it?”

“Now!”

Mit weiteren Rufen wie “Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle!” und “System change not climate change!” lief am 13. August eine riesige, bunte (zum Großteil Masken tragende!) Menschenmenge aller Generationen durch die Straßen Frankfurts. In regelmäßigen Abständen ertönte aus der Menge unterschiedliche Musik aus acht Sprintern und kleineren Boxen in Schubkarren oder Fahrrädern, von Reggae bis Techno. Überall waren Transparente und Schilder mit weiteren Sprüchen wie “Diese Krise hat System”, “Finance without Fossils” oder “Wenn die Erde eine Bank wäre hättet ihr sie schon längst gerettet” zu lesen. Laut einem Tweet von Fridays for Future Aktivistin Luisa Neubauer, waren insgesamt rund 15.000 Menschen auf dem Klimastreik in Frankfurt unterwegs – und ich mittendrin. Es fühlte sich fast wie ein wanderndes Open Air Festival an.

Die Finanzhauptstadt Deutschlands, in denen unter anderem Banken wie die Commerzbank, Deutsche Bank, KfW oder Dekabank ihren Sitz haben, wurde für diesen Protest nicht durch Zufall gewählt, denn an diesem Tag wurde explizit gegen den Finanzsektor demonstriert. In ihren Forderungen an die EZB schreibt Fridays for Future Frankfurt, dass nicht nur die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens, sondern vor allem die Förderung fossiler Energien Ziel des Streiks und der Bankblockaden sein soll. “Keine Kohle für die Kohle!” wurde durch das Bankenviertel gerufen.

Die ganze Aktion gab mir zu denken: Wie genau finanzieren Banken die Klimakrise? Mit welchem Geld? Und gibt es Alternativen?

Mal ganz von vorne angefangen: Was machen Banken genau? Ganz vereinfacht gesagt sind Banken wie ein middle man zwischen Menschen, die Geld haben und es bei einer Bank parken oder anlegen (anstatt einen Batzen Geld bei sich zuhause rumliegen zu haben) und denjenigen, die Geld brauchen. Dies reicht beispielsweise von Einzelpersonen, die sich ein Haus finanzieren wollen, bis hin zu Unternehmen, die größere Projekte umsetzen möchten und hierfür einen Kredit aufnehmen. Gewinn machen Banken durch sogenannte “Zinsmargen”. Das ist die Differenz, welche sich aus den Zinsen, die sie durch Kreditvergabe verdienen und dem – oft sehr kleinen – Zinssatz, den wir als Privatpersonen auf unser Girokonto bekommen, ergibt. Zudem investieren Banken auch in Wertpapiere von Unternehmen oder Staaten, weil es eben profitabel ist. Das Geld, das sie für solche Kredite und Investitionen verwenden, stammt aus einem großen Sammelbecken aus Einlagen ihrer Kund:innen – unser bei ihnen gelagertes Geld.

Das Problem mit solchen konventionellen Banken, oft Geschäfts- oder Retailbanken genannt, wie den Sparkassen, der Commerzbank oder ihrer Tochtergesellschaft, der Comdirect Bank, bei der ich zuletzt mein Konto hatte, ist nun, dass das Ganze nicht so transparent abläuft. Als ich versucht habe herauszufinden, in welche Projekte oder Unternehmen meine Bank investiert, war es quasi unmöglich, Informationen auf ihrer Webseite zu finden. 

Glücklicherweise gibt es den Fair Finance Guide Deutschland von der deutschen NGO Facing Finance e.V., welche mit Organisationen weltweit kooperiert, um unter anderem verschiedene Banken auf internationaler Ebene auf ihre Investitionen zu prüfen und zu bewerten. Ich war geschockt als ich las, dass die Commerzbank – und somit die Comdirect mit meinem Geld – klimaschädliche Unternehmen wie den Rohstoffproduzenten Glencore fördert. Dieser stand zwischen 1988 und 2015 auf Platz 43 der höchsten Treibhausgasproduzenten, betrieb menschenrechtsverletzende Praktiken in ihren Kohleminen und verursachte zudem Umweltschäden in mehreren Teilen der Welt. Auch Rüstungsproduzenten werden von der Commerzbank mitfinanziert, so zum Beispiel die Flugzeughersteller Airbus und Boeing, die jeweils Nuklearwaffen und Raketen sowie Langstreckenbomber, Atomraketen und autonome Waffen entwickeln. Und all das ohne mein Wissen oder Einverständnis. 

Da kann man noch so viel Fahrrad fahren, Second Hand shoppen oder nachhaltige Produkte kaufen, aber was bringt uns das Ganze, wenn unser Geld entgegen unserer Werte solche Unternehmen und Praktiken unterstützt? 

Im Fair Finance Guide findet man neben den mit dunkelrot bis orange eher schlecht bewerteten Banken auch grün leuchtende, als fair und nachhaltig geltende Finanzinstitute. Alternativen zu diesen konventionellen Banken. An den drei Spitzenpositionen stehen die GLS Bank, EthikBank und Triodos Bank. Was diese drei Banken gemein haben, ist, dass sie sich zu nachhaltigen, sozialen oder ökologischen Projekten und Entwicklungen verpflichten. Alle drei Banken verfügen über Kriterien, die Investitionen in Bereiche wie fossile Energien, Rüstung und Waffen, oder Unternehmen, welche gegen den Tierschutz, Arbeits- und Menschenrechte verstoßen, ausschließen. Dass diese Informationen leicht zugänglich auf ihren jeweiligen Webseiten zu finden war, zeugt zudem davon, dass diese drei großen Wert auf Transparenz legen.

Ein weiterer Finanzdienstleister, der als ethisch oder nachhaltig gilt – und laut der Webseite bank.green nicht in fossile Energien investiert – ist die Banking App Tomorrow. Die App zeigt ihren User:innen, welchen Einfluss ihr Geld und ihre Transaktionen auf die Umwelt und auf die von Tomorrow unterstützten Projekte haben. Da sie eine Fintech (“Financial Technology”) Firma ist und nicht über eine eigene Banklizenz verfügt, kooperiert sie mit der Solarisbank, welche zwar selbst nicht unbedingt als nachhaltig gilt, Tomorrow jedoch selbst über die Einlagen ihrer eigenen Kund:innen bestimmen lässt.
Inzwischen gibt es viele hilfreiche Ressourcen, die einem den Vergleich von Banken vereinfachen, beispielsweise die Webseite geld-bewegt.de der Verbraucherzentrale Bremen oder den oben genannten Fair Finance Guide. Aber egal, für welche Bank man sich letztendlich entscheidet, man sollte sich vergewissern, dass sie mit den eigenen Werten übereinstimmt und eine positive Veränderung für das Klima und somit auch unsere Zukunft bringt. Denn nur ein “System Change” kann etwas gegen den “Climate Change” bewirken.

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