Langsam ausgefaded – Wo ist eigentlich der iPod?

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Eine Party verlassen, ohne sich zu verabschieden. Ohne, dass es jemandem auffällt. Nicht nur, weil es so heimlich geschehen ist, sondern weil es niemanden so richtig interessiert. 

So oder so ähnlich lässt sich die aktuelle Situation des iPods beschreiben, denn im Mittelpunkt steht er bei Apple schon lange nicht mehr. Und das, obwohl er es war, der wieder Schwung ins Unternehmen brachte. Zusammen mit der Musikbibliothek iTunes begründete er den Mp3-Player-Boom. Ab dem 23.Oktober 2001 war die Party allgegenwärtig. Fernsehspots zeigten ekstatisch tanzende Menschen mit iPod in der Hand und Kopfhörern in den Ohren. Die unterlegte Musik stammte von bis dato unbekannten Bands, die erst dank des iPods und seiner Werbung Bekanntheit erlangten. Wie zum Beispiel die Band Ceasers mit dem Song “Jerk it out.” Manchmal zeigten sich Weltstars wie Eminem, Paul McCartney oder U2 in den lauten, bunten Anzeigen.

Auf den großen originalen iPod folgten weitere Varianten, die es noch einfacher machten, Musik unterwegs zu konsumieren. Ob der kleinere Nano, oder der iPod-shuffle, der nicht viel mehr war, als ein Klipp für die Kleidung. In allen Farben des Regenbogens war er erhältlich. Musik konnte und musste nun überall mit dabei sein. Party auf Knopfdruck, ohne eine CD wechseln zu müssen. Und bei Musik blieb es nicht. Filme, Serien und Podcasts fanden ihren Weg auf den iPod und trugen zum haben-wollen-Faktor bei.

Diese Party war anders, faszinierend, gefragt und verkaufte einen ganzen Lebensstil. Der hohe Preis wurde für das belebende Gefühl der Exklusivität gerne hingenommen. Apple nahm diesen Schwung auf und stellte dem iPod 2007 einen zweiten Gastgeber an die Seite. Das iPhone. Weithin als das erste echte Smartphone wahrgenommen, kombinierte es alle Fähigkeiten des iPods mit einem Mobiltelefon und einem Computer und verpackte es in eine neue Form. Der iPod schien davon zunächst unbeeindruckt. Zunächst profitierte er sogar davon. Der neue iPod Touch war im Prinzip ein iPhone ohne Telefonfunktion. Es konnte gespielt, per Videochat miteinander gesprochen werden, und da sich nicht jeder ein iPhone leisten wollte oder konnte, war der iPod weiterhin gefragt.

Über die Jahre veränderte sich jedoch die Stimmung. Smartphones bevölkerten mehr und mehr die Party und stahlen dem iPod die Show. Seine Varianten wurden weiterentwickelt und der Touchscreen hielt Einzug.Doch das rettete den iPod nicht. Musik und Apps reichten den Kunden nicht mehr. Die Party war so laut wie noch nie, nur der iPod war nicht mehr der Grund dafür. Er konnte unterwegs nicht aufs Internet zugreifen, wie die Smartphones oder neuen Tablets. So stand er von nun an im Abseits. Neue Kamera-Innovationen gingen an ihm vorüber und immer mehr seiner Varianten verließen nach und nach das Geschehen. Die Apple-Watch wurde neben dem iPhone der neue Mittelpunkt. So ruhig ist es um den iPod geworden, dass man ihn nicht einmal mehr auf der Startseite von Apples Internetauftritt findet. Nur noch der iPod Touch der sechsten Generation ist nach einer Suche in den Untermenüs noch offiziell erhältlich. Wie lange das noch so sein wird, konnte Apple auf Nachfrage nicht beantworten. Und auch das 20-jährige Jubiläum scheint in der Menge an Produkten unterzugehen. Geplant sei laut Apple zumindest nichts.

Nicht vielen wird das auffallen, obwohl unterwegs Musik hören zu können, ohne vom ständigen Informationsfluss des Internets abgelenkt zu werden, wie eine Wohltat erscheint. Der iPod wollte die Grundlage für die eigene, ganz persönliche Party sein. Und vielleicht könnte er noch immer die goldene Mitte bieten für ein wenig Abstand zum Smartphone, ohne auf Musik verzichten zu müssen. Zu seinem 20. Geburtstag hat er es jedenfalls verdient, ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Oder zumindest eine ordentliche Verabschiedung von seiner eigenen Party.

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