Guilty Pleasure – Warum schämen wir uns für unsere Freude?

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Ich mag K-Pop, lese hin und wieder Klatsch-Magazine und snacke gerne Nutella mit einem Löffel. Das sind Angewohnheiten und Vorlieben, die ich eher für mich behalte, weil ich mich fast schon schäme zuzugeben, dass ich sie mag. Aber warum ist das so? Warum gibt es Hobbies oder Interessen, die wir für uns behalten, die wir vorgeben “natürlich nur ironisch” zu mögen oder sogar abstreiten? 

Der Internetübersetzer leo.org übersetzt Guilty Pleasure sowohl mit “heimliches Vergnügen”, als auch mit “Laster”. Laster ist ein deutlich negativer konnotiertes Wort als heimlich über etwas vergnügt zu sein. Niemand gibt gerne zu, welche zu haben. Aber sich an etwas zu erfreuen, auch wenn es in unserem gesellschaftlichen Umfeld merkwürdig erscheint, unbekannt oder unbeliebt ist, ist ja an sich nichts Negatives.

Das Hello! Magazine, eine britische Klatsch-Zeitschrift, hat diesem Phänomen einen eigenen Artikel gewidmet und zum einen weit verbreitete Guilty Pleasures aufgelistet, wie auch Forschende dazu befragt. Das Ergebnis: Die meisten Guilty Pleasures sind Momente, in denen wir uns etwas gönnen, obwohl wir eigentlich wissen, dass wir uns das nicht erlauben dürfen. Wie zum Beispiel Essen vom Lieferservice zu bestellen, wenn wir keine Lust haben zu Kochen, oder eine weitere Folge einer Serie zu schauen, wenn wir eigentlich aufräumen sollten. Bei einer Befragung von 2000 Menschen für den Artikel kam heraus, dass die meisten Guilty Pleasures Essen, Prokrastination oder Filme/Serien involvieren. Wenn meine Mitbewohnerin eigentlich vegetarisch isst, Salami aber nicht widerstehen kann, bestätigt das genau diese Befragung.

Warum der Begriff Bullshit ist

Guilty Pleasures sind demnach ein weit verbreitetes Phänomen und sind bei vielen von uns meistens in ähnlichen Bereichen zu finden. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie also durch die Gesellschaft oder bestimmte Normen beeinflusst werden, sonst würde sich kein roter Faden finden. Wenn eine schlanke und sportliche Figur dem Schönheitsideal entspricht, schämen sich natürlich viele zuzugeben, dass sie auch mal mehr Süßes essen, als es die Diät, die zu einem schlanken Körper führt, erlauben würde. Wenn durch die Leistungsgesellschaft erwartet wird, produktiv zu sein und zu arbeiten, dann sind lange Pausen nichts, womit man gerne angibt. Wenn Hobbies wie Briefmarken sammeln oder FanFictions schreiben mit Klischees behaftet sind, ist es kein Wunder, dass man diese Interessen eher verschweigt. So gesehen sind Guilty Pleasures also kleine Akte der Rebellion, in denen man sich selbst mal etwas gönnt, einfach nur weil man Lust darauf hat.

Auch von mir selbst erwarte ich einiges. Ich weiß, dass ich eigentlich anspruchsvolle Texte lesen kann und sollte, Promi-Gossip passt da nicht zu. K-Pop ist zwar auf der einen Seite beliebt, gilt aber trotzdem oft als uncool. Dabei hat nie jemand gesagt, dass Interessen unbedingt cool sein müssen, um akzeptiert zu werden. Natürlich können wir uns hinter der Ausrede Guilty Pleasure verstecken, wenn jemand sich über bestimmte Interessen lustig macht, aber letztendlich müssen wir uns für nichts rechtfertigen. Solange wir Freude daran haben und niemandem schaden – warum nicht?

Das Leben ist schon anstrengend genug. Es gibt genug Aufgaben und Verpflichtungen, die im Alltag auf mich warten. Dann kann ich da auch mal ausbrechen, mir selbst eine Pause gönnen und mit dem Nutella-Löffel in der Hand die InTouch lesen, während im Hintergrund K-Pop läuft.

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