Erst vor wenigen Tagen, am 12. November, endete die UN-Klimakonferenz in Glasgow. Begleitet wurde sie, na klar, von Demonstrationen und Reden derer, die von den teilnehmenden Staaten eine konsequente und sinnvolle Klimapolitik fordern. Unter ihnen befanden sich auch einige bekannte Klima-Aktivist*innen aus allen Teilen der Welt, wie die 25-jährige Vanessa Nakate aus Uganda.
Vanessa Nakate gilt als bekannteste Klima-Aktivistin Afrikas – eines Kontinents, der so viel mehr unter den Folgen des Klimawandels zu leiden hat als andere, und trotzdem kaum Menschen hat, die ihn repräsentieren. In Nakates Heimatland ist es zudem gar nicht so einfach, sich als weiblich gelesene Person aktivistisch zu engagieren. Zwar stehen ihre Eltern hinter ihr, trotzdem erwartet die Gesellschaft von den Frauen, das öffentliche Reden den Männern zu überlassen. Auch das Demonstrieren ist in Uganda um einiges schwieriger als beispielsweise bei uns in Deutschland, da die Gewaltbereitschaft der Polizei deutlich höher ist und dadurch das gesundheitliche Risiko zu hoch wäre. Zuletzt kann es sich dort auch niemand leisten, der Schule fern zu bleiben, weil Bildung teuer, nicht selbstverständlich und damit ein wichtiges Gut ist.
Nakate hatte also, verglichen mit europäischen Aktivist*innen, keine leichten Voraussetzungen für ihren Aktivismus. Und doch ist es umso wichtiger, dass sie heute sichtbar ist, denn die Auswirkungen des Klimawandels sind in ihrer Heimat bereits deutlich spürbar. Bei einem Besuch des Tagebaus Garzweiler im Oktober trug Nakate einen Pullover mit dem Aufdruck “We cannot eat coal”, wir können keine Kohle essen. Europa steht hinter China und den USA auf der Liste der größten CO2 Verursacher und der Abbau von Kohle trägt dazu bei. Mehrere Dörfer sollen in den kommenden Jahren dem Braunkohleabbau weichen und sie betont, dass die Auswirkungen davon auf der ganzen Welt spürbar sein werden. Denn während hier Kohle gefördert und verbraucht wird, hat Afrika schon jetzt eine Erwärmung von 1,2 Grad erreicht – mit gravierenden Folgen für die Bevölkerung.
Nakate berichtet in einem Artikel in The Guardian, dass in Afrika sowohl Überschwemmungen als auch Dürren in den vergangenen Jahren zu einer Regelmäßigkeit geworden sind, die jedes Mal Opfer fordert. Wirtschaftliche Probleme, Hunger und Tod sind die Folgen der zunehmenden Wetterextreme und verursachen Kosten in Milliardenhöhe, die keines der afrikanischen Länder tragen kann. Ihre Forderung ist knapp, pointiert, unmissverständlich und adressiert die Verursacher der Zerstörung, die durchaus bekannt sind: Sie müssen dafür bezahlen. Damit meint sie das “polluter pays principle”. Reiche Länder und Firmen, die fossile Brennstoffe fördern, müssen nicht nur für die verursachten Schäden aufkommen, sondern auch die gefährdeten Länder weiter in der Bewältigung dieser Schäden unterstützen.
In den vergangenen Jahren hat Nakate sich verstärkt für den Regenwald im Kongobecken eingesetzt, der etwa ein Viertel der weltweiten Regenwälder ausmacht. Aber auch dieser Regenwald wird sukzessive und unaufhörlich zerstört und Nakate ist empört, dass dies nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommt, wie die Zerstörung des Regenwaldes am Amazonas. Immerhin erstreckt sich der Regenwald im Kongobecken über sechs Länder und dadurch sind etwa 75 Millionen Menschen von ihm abhängig, die in der Region leben. Der Regenwald nimmt jährlich 600 Millionen Tonnen mehr CO2 auf, als er verursacht, und trägt dadurch einen großen Teil zur Eindämmung der Treibhausgase bei. Sollte sich nichts an der aktuellen Situation ändern, könnte der gesamte Regenwald im Kongobecken bis zum Ende des Jahrhunderts verschwunden sein. Das würde nicht nur die Menschen treffen, die auf ihn angewiesen sind, sondern auch zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, von denen einige vom Aussterben bedroht sind.
Nakate schrieb letzten Monat im Time Magazine, dass sie unmöglich ganz Afrika repräsentieren könne – einen Kontinent bestehend aus 54 Staaten mit insgesamt über einer Milliarde Einwohner. Uganda ist darin schließlich nur ein Land von vielen. Doch ihr ist bewusst, dass ein Mensch damit anfangen muss, das Schweigen zu brechen und die Themen anzusprechen, die angesprochen werden müssen. Und das tut sie: Sie gründete das Rise Up Climate Movement, um andere Aktivist*innen in Afrika zu unterstützen. Ihr Buch Unser Haus steht längst in Flammen ist vergangenen Monat erschienen und sie ist auf dem Cover der aktuellen Ausgabe des Time Magazine zu sehen.
Zwar ist die UN-Klimakonferenz 2021 gerade zu Ende gegangen, der Kampf für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit aber noch lange nicht. Und Vanessa Nakate ist ganz vorne mit dabei.