Mythos oder Wirklichkeit? Über Apps, die mithören und warum sich Datenschutz lohnt

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Vielleicht kennt ihr das auch: Ihr sprecht mit Freund:innen über ein Thema oder ein Produkt, mit dem ihr euch zuvor noch nie beschäftigt habt und plötzlich bekommt ihr auf diversen Social Media Plattformen Werbung zu genau diesem Thema angezeigt. Als würde unser Handy mithören, uns abhören. Aber stimmt das wirklich, hört Mark Zuckerberg mit? Oder ist das nur Zufall und die Algorithmen kennen uns mittlerweile einfach zu gut?

Dass Unternehmen wie Meta oder Google Interesse daran haben, so viel wie möglich über uns zu wissen, ist ja soweit nichts Neues. Schließlich verdienen sie damit viel Geld. Meta allein hat beispielsweise im Jahr 2020 rund 86 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht – nur durch Werbeeinnahmen. Personalisierte Werbung hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Milliardengeschäft entwickelt. Und damit diese funktioniert brauchen sie unsere Daten, so viele wie möglich. Also warum nicht einfach mithören?

Technisch sind unsere Handys ohne weiteres in der Lage uns abzuhören. Das bestätigt auch Informatikprofessor Hannes Federrath, der sich an der Uni Hamburg seit Jahren mit diesem Thema beschäftigt. In einem Gespräch mit dem NDR sagt er dazu allerdings, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass die App-Betreiber das auch wirklich machen. Meta hat in der Vergangenheit auch mehrfach bestritten, unerlaubt zuzuhören. Schließlich haben sie schon so genug Daten über uns.

Jeder Klick, jedes Like, jedes gepostete Bild, hinterlässt eine Datenspur, wird abgespeichert und füttert die Algorithmen mit Informationen über uns.  Mein Navi weiß wie von selbst, wo ich jeden Samstag hinfahre, ohne dass ich das jemals irgendwo eingegeben habe. Instagram weiß auch, ohne das ich es je in der App notiert hätte, dass ich mich für nachhaltige Mode interessiere. All diese Informationen geben wir unseren Apps. Täglich klicken wir mehrfach auf “einverstanden” oder “kaufen”, geben unsere Daten auf so vielen Seiten ein oder hinterlegen sie auf unserem Rechner. Geht schließlich schneller so. Dass unsere Apps auch ohne unseren Gesprächen zuzuhören wissen, was wir mögen und womit wir uns beschäftigen, ist also nicht unwahrscheinlich.

Die Sorge abgehört und ausspioniert zu werden, ist in Deutschland auf jeden Fall nicht unbekannt. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Jahr 2020, macht sich in Deutschland jede:r Vierte Gedanken, ob auf dem eigenen Handy Spionage-Softwares installiert sind. Und wie der ARD-Deutschlandtrend von 2019 bestätigt, entspricht das etwa 60 Prozent aller Internet-User:innen.

Aber warum löschen wir die Apps dann nicht oder schränken sie in ihren Berechtigungen ein? Es ist ein tägliches Dilemma, an das wir uns alle schon längst gewöhnt haben. Denn was sind denn die Alternativen? Sich von allem abmelden, nur noch offline einkaufen und nur via SMS und Anruf kommunizieren? Es erschwert vieles, raubt viel Zeit und wirkt auch ein wenig übertrieben. Und noch viel wichtiger: es würde uns ins soziale Abseits manövrieren. Soziale Medien sind aus unser aller Alltag nicht mehr wegzudenken. Kontakt zu Freund:innen, Koordination von Arbeitsabläufen, Übermittlung von Nachrichten – vieles spielt sich genau auf diesen Plattformen ab. Wer nicht auf Instagram ist, kein WhatsApp hat, ist eher eine Ausnahme und automatisch schon im Vorhinein aus dem Sozialen ausgeschlossen.

Also lieber den Apps Zugriff auf das Mikro und die Kamera verweigern? Dann bleiben zentrale Funktionen der App verwehrt und weder Sprachnachrichten machen, noch Bilder verschicken sind möglich. Es bleibt ein Dilemma.

Ob die Apps tatsächlich unbemerkt unseren Gesprächen zuhören, ist bis heute immer noch nicht abschließend geklärt. Laut Professor Federrath liegt das vor allem daran, dass die App-Hersteller Einblicke in den Quellcode verwehren. Ohne diesen lässt sich es sich nicht beweisen, ob die Apps uns wirklich zuhören oder nicht. 

Die Wahrheit ist wohl, dass wir nicht wissen, was wirklich mit unseren Daten passiert. Wir haben die Kontrolle über unser digitales Leben verloren und es ist unmöglich nachzuvollziehen, warum wir genau jetzt diese eine Produktanzeige bekommen oder woher Google weiß, worüber wir gesprochen haben.

Sich mal mit den Apps und den jeweiligen Berechtigungen zu beschäftigen, schadet aber trotzdem nicht. Beispielsweise bieten viele Apps die Option, dass man jedes Mal aufs Neue zustimmen muss, dass sie aufs Mikro zugreifen können. Damit bleibt ihnen das Recht verwehrt das Mikro zu nutzen, wenn wir die App geschlossen haben. Und auch wenn wir meinen, nichts zu verbergen zu haben, ist es doch gut die Kontrolle darüber zu haben, was unser Handy mitbekommt und was nicht.

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